Die Gruppenhaltung von Campbell Zwerghamstern


Die Gruppenhaltung von Campbell Zwerghamstern erfordert eine sorgfältige Vergesellschaftung (VG), damit die Tiere harmonisch zusammenleben und sich wohlfühlen. Dabei spielen Charakter, Alter und frühere Rangordnungen der Hamster eine wichtige Rolle.

Die Methode, die sich für mich am besten bewährt hat, ist die sogenannte Engraum-Methode. Sie ist nicht nur effektiv, sondern auch einfach umzusetzen – selbst für Neulinge auf diesem Gebiet. Durch einen sanften, schrittweisen Prozess wird den Tieren genug Zeit gegeben, sich aneinander und an ihr neues Umfeld zu gewöhnen.

Diese Methode eignet sich besonders für Jungtiere aus verschiedenen Würfen oder erwachsene Hamster, die bereits die Sozialisierungsphase in einer Großgruppe durchlebt haben. 

Zwei Varianten der Engraum-Methode


Je nach den Möglichkeiten und der Ausstattung des Halters gibt es zwei Varianten dieser Methode:

1. Vergesellschaftung in Kunststoffboxen oder Becken
Hierbei beginnt die VG in kleinen Kunststoffboxen oder Becken, die schrittweise vergrößert werden. So können sich die Tiere allmählich aneinander gewöhnen.


2. Vergesellschaftung direkt im Endgehege
Falls bereits ein Endgehege feststeht, kann mit einer passenden Trennwand der Platz anfangs begrenzt werden. Diese kann man sich in einem Baumarkt zuschneiden lassen. Nach und nach wird mehr Raum freigegeben, bis das gesamte Gehege genutzt wird. Diese Methode spart einen späteren Umzug und erleichtert die Eingewöhnung.




Ablauf der Vergesellschaftung


1. Schritt: Der Anfang auf engem Raum

Die Hamster werden zunächst in eine kleine, neutrale Umgebung gesetzt – zum Beispiel eine Transportbox. Die Einstreu sollte frisch und nur wenige Zentimeter hoch sein. Ein wenig Futter wird untergemischt, um die Tiere zu beschäftigen.

Falls die Vergesellschaftung ruhig und ohne Streit verläuft, können die Hamster nach wenigen Stunden in eine etwas größere Box (20x30 bis 30x30 cm) umziehen. Sollte es länger dauern, ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten – entweder mit einem kleinen Wassernapf oder ein paar Gurkenscheiben.

2. Schritt: Erste Erweiterung

Wenn die Hamster entspannt bleiben, wird die Box auf eine größere Fläche erweitert  (20x30 bis 30x30 cm). Nun kann ein Napf mit Wasser dazukommen. Die Tiere verbleiben hier unter Beobachtung für etwa einen Tag.

Wichtig: 
Das neue Streu darf nicht mehr als der Hälfte des bereits vorhandenen Streu entsprechen, neue Streu sollte in das alte Streu gut vermischt werden, damit der sich entwickelnde Gruppengeruch erhalten bleibt.

3. Schritt: Weitere Vergrößerung des Bereichs

Das Gehege wird nun auf 60x30 bis 60x50 cm erweitert. Etwas mehr Streu und Heu kommen hinzu, aber weiterhin keine Einrichtung – so bleibt der Fokus auf der gegenseitigen Wahrnehmung und Interaktion. In dieser Phase sollten die Tiere mindestens einen weiteren Tag zusammenbleiben.

4. Schritt: Erste Einrichtungselemente

Wenn weiterhin alles ruhig verläuft, darf nun das erste Sandbad ins Gehege. Dies sorgt nicht nur für Beschäftigung, sondern hilft auch bei der Stressbewältigung. Zusätzlich wird ein wenig weitere Streu hinzugefügt.

5. Schritt: Stückweise Einrichtung

Ab dem fünften Tag kann täglich ein weiteres Einrichtungsstück dazukommen – zum Beispiel kleine Verstecke oder Häuschen. Ein Laufrad gibt es noch nicht, da es Hamster vom sozialen Miteinander ablenken kann.

6. Schritt: Umzug ins Endgehege

Nach etwa zwei Tagen in der größeren Box oder dem erweiterten Bereich dürfen die Hamster mit der mittlerweile vertrauten Einstreu ins Endgehege einziehen. Durch die gewohnte Streu bleibt der Gruppengeruch erhalten, was den Tieren zusätzliche Sicherheit gibt.

7. Schritt: Das Laufrad als letzter Schritt

Sobald die Einrichtung nach und nach ihren Platz im neuen Hamsterheim gefunden hat, wird als letztes Element das Laufrad eingeführt. Das Laufen darin setzt Glückshormone frei, die besonders für ängstliche oder gestresste Hamster schnell zum Suchtfaktor werden können. Ein zu früher Einsatz kann dazu führen, dass sie sich aus der Gruppe zurückziehen und die Konfrontation meiden, anstatt sich aneinander zu gewöhnen. 

Damit sich die Tiere in den ersten Tagen aufeinander konzentrieren und sich als Gruppe festigen, sollte das Laufrad erst etwa zwei Tage nach dem Einzug ins Endgehege aufgestellt werden. So bleibt der Fokus zunächst auf der sozialen Interaktion, bevor die Hamster eine zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeit erhalten.

Wichtige Hinweise

Die schrittweise Erweiterung des Geheges minimiert Konflikte und erleichtert die Anpassung.

Falls es Spannungen gibt, sollte jeder Schritt verlängert werden, bevor die nächste Erweiterung erfolgt.

Mit Geduld, Ruhe und einer strukturierten Vorgehensweise gelingt die Vergesellschaftung der Campbell Zwerghamster in den meisten Fällen erfolgreich. So entsteht eine harmonische Gruppe, in der sich alle Tiere wohlfühlen.

Trotz optimaler Bedingungen gibt es keine Garantie, dass eine Gruppe dauerhaft harmoniert. Hamster sind Individuen mit eigenen Persönlichkeiten, und ihre sozialen Strukturen können sich im Laufe der Zeit verändern.

Die Vergesellschaftung von Campbells kann eine wunderbare Erfahrung sein, doch es bleibt wichtig, sich bewusst zu machen, dass nicht jede Gruppe für immer stabil bleibt. Auch nach einer erfolgreichen Zusammenführung kann es auch Monate später zu Unstimmigkeiten kommen. Regelmäßige Beobachtung und eine schnelle Reaktion auf Probleme sind entscheidend, um das Wohl der Tiere sicherzustellen.

Bei Unsicherheiten oder Fragen kann der Züchter selbstverständlich jederzeit um Rat gebeten werden.


Richtwerte für Gruppengrößen bei Campbell Zwerghamstern


Die Gruppenhaltung von Campbell Zwerghamstern kann je nach Zusammensetzung unterschiedlich gut funktionieren. Während einige Konstellationen von Natur aus stabiler sind, können andere häufiger zu Konflikten führen. Daher ist es wichtig, die Gruppengröße mit Bedacht zu wählen.

Duo (2 Tiere)

Die Haltung von zwei Hamstern ist besonders dann empfehlenswert, wenn es sich um Wurfgeschwister oder um Tiere handelt, die bereits als Jungtiere für mindestens drei Wochen in einer Großgruppe zusammengelebt haben.

Diese Konstellation hat eine hohe Erfolgschance, da die Tiere bereits aneinander gewöhnt sind und ihre soziale Rangordnung weitgehend geklärt haben. Zudem ist es für Halter einfacher, die Dynamik eines Duos zu überblicken und bei Bedarf frühzeitig einzugreifen.

Trio (3 Tiere)

Die Haltung von drei Tieren kann unter bestimmten Bedingungen funktionieren. Besonders geeignet ist diese Gruppengröße, wenn es sich um:

Ein erwachsenes Gruppentier mit zwei Jungtieren handelt oder
Ein Elternteil mit zwei Jungtieren zusammenbleibt.

Allerdings gibt es unter erfahrenen Züchtern Berichte, dass Trios häufiger instabil sind als andere Gruppengrößen. Da ich selbst noch eigene Erfahrungen mit dieser Konstellation sammeln möchte, entscheide ich mich derzeit gegen die Abgabe von Trios.

Vierer-Gruppe (4 Tiere)

Eine Vierer-Gruppe gilt als gut funktionierende und stabile Konstellation, die auch für Anfänger empfehlenswert ist.
Allgemein gilt: Je größer eine Gruppe ist, desto stabiler kann sie sein, da sich die soziale Dynamik auf mehrere Tiere verteilt. 

Großgruppen (mehr als 4 Tiere)

Größere Gruppen können gut funktionieren, insbesondere wenn sie aus verschiedenen Altersklassen bestehen. Dabei wird die Gruppe nach und nach durch das Zusetzen von Jungtieren aufgebaut.

Der Vorteil dieses Vorgehens:
Jungtiere passen sich problemlos in die bestehende Rangordnung ein und unterwerfen sich den adulten Tieren.
Die Gruppenstruktur bleibt stabil, da die älteren Tiere bereits eine feste Hierarchie etabliert haben.

Achtung:

Ein schwerwiegender Fehler wäre es, das Alpha-Tier aus einer funktionierenden Gruppe zu entfernen. Fehlt die Führung, muss die Rangordnung komplett neu geklärt werden, was oft zu heftigen Konflikten führt.

Erweiterung 
bestehender Gruppen

Grundsätzlich ist es möglich, eine bestehende Gruppe zu erweitern, doch dies sollte ausschließlich mit Jungtieren geschehen.

Warum nur Jungtiere?

Jungtiere sind noch nicht in feste Hierarchien eingebunden und passen sich leichter an die bestehenden Strukturen an.
Sie werden von den älteren Tieren meist problemlos akzeptiert und in die Gruppe integriert.

Warum keine erwachsenen Tiere?

Erwachsene Tiere haben bereits eine gefestigte Persönlichkeit und eigene Rangansprüche, was zu Rangkämpfen und schwerwiegenden Auseinandersetzungen führen kann.
Eine Integration kann zu Dauerstress oder 
sogar Verletzungen führen.

Die Vergesellschaftung erwachsener Hamster in eine bestehende Gruppe sollte daher ausschließlich erfahrenen Haltern überlassen werden.

Mit der richtigen Planung und Beobachtung kann eine harmonische Campbell-Gruppe entstehen – doch wie bei jeder Vergesellschaftung gilt: Geduld und Fingerspitzengefühl sind der Schlüssel für eine harmonische Grundbasis.